Heilige Ursula von Köln

Die Heilige Ursula von Köln: Wie viel Wahrheit steckt hinter der Legende?

Ihr ist ein eigener Gedenktag gewidmet, ihr werden Reliquienfunde zugeordnet und für die Stadt Köln scheint sie ebenfalls von großer Bedeutung zu sein: die Heilige Ursula. Doch warum ist eine Figur, deren Existenz historisch nie belegt werden konnte, so relevant? Der Versuch, diese Frage zu beantworten, führt zu ihrer Legende.  

Von Maya Broich und Miriam Bernards / Teaserfoto: Johanna Goebel

Legenden – also religiöse Erzählungen über Heilige und ihr Martyrium – werden mit der Zeit oft durch ihre mündliche Überlieferung und Übersetzung verändert, so auch die Legende der Heiligen Ursula. Es gibt zahlreiche Versionen der Erzählung, die dennoch im Kern übereinstimmen. 

Die Heilige Ursula soll eine bretonisch-christliche Königstochter gewesen sein, die angeblich im 4. bis 5. Jahrhundert nach Christus lebte. Sie soll vor allem für ihre Schönheit bekannt gewesen sein, so habe auch der Königssohn Aetherius von der attraktiven Ursula gehört und sich aus dem hohen Norden auf den Weg zu ihr gemacht, um vor Ort um ihre Hand anzuhalten. Ursula soll jedoch den Plan gefasst haben, nicht zu heiraten, sondern in ein Kloster einzutreten und habe den Antrag vorerst abgelehnt. Bei dieser Entscheidung soll es aber nicht geblieben sein, hier weisen die verschiedenen Versionen der Legende auf unterschiedliche Gründe hin. 

Heilige Ursula
Büsten der Heiligen Ursula in der Goldenen Kammer der Kirche St. Ursula in Köln. / Foto: Johanna Goebel

In einer Version der Legende wird beschrieben, dass Ursulas Vater gegen ihren ursprünglichen Willen für die Verlobung sorgte. Eine andere Version offenbart, dass der Vater von Aetherius der Königstochter Gewalt androhte, sollte sie seinen Sohn nicht heiraten. Ebenfalls ist die Rede von einer Vision, in der ein Engel Ursula in der Nacht dazu rät, den Antrag anzunehmen.  

Alle Versionen der Legende kommen hier zum gleichen Ergebnis: Ursula nimmt den Antrag an, stellt aber zwei Bedingungen, die innerhalb von drei Jahren erfüllt werden sollen. Zum einen wollte sie vor der Hochzeit eine Pilgerreise nach Rom antreten und zum anderen sollte der heidnische Aetherius im christlichen Glauben unterrichtet und getauft werden. Beide Bedingungen wurden ihr genehmigt und so machte sie sich auf die lange Reise nach Rom, allerdings nicht alleine.  

Unterschiedliche Überlieferungen der Ursula Legende

An dieser Stelle ergibt sich eine der größten Unstimmigkeiten der Ursula-Legende: Wie viele Gefährtinnen begleiteten sie auf ihrer Pilgerreise? In vielen Versionen der Legende ist von Ursula und 11.000 Jungfrauen die Rede. Auch liest man von Ursula, zehn (oder elf) Gefährtinnen und weiteren 11.000 Jungfrauen.

Stein aus der Basilika St. Ursula in Köln / Foto: Johanna Goebel

Moderne Quellen geben hingegen an, es seien neben Ursula nur 11 Gefährtinnen nach Rom gereist und die Zahl 11.000 beruhe lediglich auf der falschen Interpretation der lateinischen Inschrift XI.M.V.: Statt als “11 martyres virgines”, also 11 jungfräuliche Märtyrerinnen, sei dies als 11.000 Jungfrauen (M ist das römische Zahlzeichen für 1.000) gelesen worden. Welche Zahl auch stimmen mag, nach langer Reise sei Ursula mit ihren Mitreisenden in Rom angekommen, wo sie angeblich vom Papst empfangen und erneut getauft wurden.  

Eine verheerende Rückreise

Auf der Rückreise durchquerten die Jungfrauen die Stadt Köln. Auch hierfür werden unterschiedliche Gründe angegeben: Unter anderem soll Ursula bereits auf der Hinreise die Vision gehabt haben, auf der Rückreise erneut in Köln Halt zu machen, da sich dort ihrer aller Leben erfüllen würde.  

Ebenfalls unklar ist, ob sich Ursulas Verlobter auf der Rückreise bei ihr befand. In manchen Erzählungen soll Aetherius ihr wegen seiner Sehnsucht nach ihr oder auch wegen einer Vision entgegen gereist sein.  

Als sie in Köln ankamen, sollen dann die Hunnen die Stadt unterworfen und alle Begleiterinnen von Ursula ermordet haben. Ob dieser Überfall zufällig genau dann stattfand, als Ursula und ihre Gefährtinnen zurückkehrten, oder ob der Überfall ihnen galt, ist ebenfalls nicht eindeutig aus den verschiedenen Versionen der Legende herauszulesen. Ursula soll als letzte Überlebende übriggeblieben sein, denn der Hunnenkönig Attila bot ihr an, sie zu verschonen, wenn sie ihn heiraten würde. Ursula soll dies aber abgelehnt und dafür mit ihrem Leben bezahlt haben – sie wurde laut der Legende durch einen Pfeilschuss der Hunnen getötet.  

Büste der Heiligen Ursula im Museum Schnütgen in Köln / Foto: Johanna Goebel

Nach Ursulas Tod sollen 11.000 Engel vom Himmel gekommen sein, die Attila aus der Stadt vertrieben haben. In anderen Erzählungen sind ihm die 11.000 Jungfrauen im Traum erschienen, und er habe aus Angst die Stadt verlassen.  

Wie Ursula zur Schutzpatronin von Köln wurde

Durch den Märtyrertod von Ursula soll weiterer Schaden von der Stadt Köln abgewendet worden sein. Dies ist auch der Grund dafür, dass die Heilige Ursula zur Schutzpatronin von Köln erkoren wurde.  

Auch die Kirche, in der angeblich die Gebeine Ursulas und die ihrer Gefährtinnen ausgestellt sind, wurde ihr gewidmet und St.Ursula genannt. Noch heute wird das ganze Viertel rund um die Kirche Ursula-Viertel genannt.  

Seit dem 16. Jahrhundert soll sogar auf dem Kölner Stadtwappen eine Anspielung auf die heiligen Jungfrauen zu finden sein; die elf schwarzen Tränen (auch als Tropfen oder Flammen bezeichnet) sollen Ursula und ihre Gefährtinnen symbolisieren.  

Wie viel Wahrheit wirklich hinter der Legende steckt, bleibt unklar. Die Faszination für die Heilige Ursula, ihre Geschichte und Reliquien setzt sich aber fort.  

Für diesen Text haben wir, Maya Broich und Miriam Bernards, uns mit unterschiedlichen Fassungen und Versionen der Legende der Heiligen Ursula beschäftigt. Dabei haben wir auf die unten angeführten Quellen zurückgegriffen, aber auch die Vorträge von Expert*innen während unserer zweitägigen Exkursion durch Köln und Roermond verarbeitet.

Quellen